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Sachkundeprüfung Ausnahmebewilligung für Quereinsteiger Konditor – Teil 3 vom Hobby zum Chocolatier

Wenn du deine selbst gebackenen Kuchen, Torten, Patisserie und Confiserie wie Pralinen verkaufen möchtest, musst du idR eine Konditoren Meisterprüfung abgelegt haben, was bedeutet, dass du zuvor eine Konditoren Ausbildung abgeschlossen hast. EIGENTLICH. Es gibt aber auch eine Möglichkeit als Quereinsteiger im Konditorenhandwerk tätig zu werden, so wie ich im Bereich Confiserie.

Vom Hobby zum Chocolatier – mein Weg

Als ich entschieden habe aus meinem Hobby ein professionelles Business zu machen, wusste ich schon, dass ich theoretisch gelernter Konditor mit Meister sein müsste um meine Produkte legal verkaufen zu können, da Konditor ein meisterpflichtiges Handwerk ist. Gleichzeitig stand für mich fest, dass eine weitere Ausbildung nicht in Frage kommt, zumal ich ja nur einen Teilbereich des Konditorenhandwerks ausüben wollte. So wie mir damals, geht es, wie ich immer wieder feststelle, vielen! Die wenigsten haben ab einem gewissen Alter die Möglichkeiten nochmal von vorne anzufangen und eine komplett neue Ausbildung zu machen. Hier spreche ich primär vom finanziellen Aspekt. Vor allem wenn man ‘nur’ einen Teil des Handwerks ausüben möchte, macht eine komplette Ausbildung einfach keinen Sinn mehr.

Bei meiner Recherche, wie all die anderen Quereinsteiger das denn gemacht haben, erfuhr ich, dass man sich auf einen Teilbereich des Konditorenhandwerks spezialisieren und in diesem Bereich eine Prüfung ablegen kann, wenn es nicht zumutbar ist nochmals eine komplette Ausbildung zu durchlaufen. Diese Sachkundeprüfung nennt sich Ausnahmebewilligung.

Nach §8 HwO ist eine Ausnahmebewilligung zu erteilen, wenn: 1. die Ablegung der Meisterprüfung zum Zeitpunkt der Antragstellung oder danach eine unzumutbare Belastung bedeuten würde und 2. die zur selbstständigen Ausübung des zu betreibenden Handwerks notwendige Kenntnisse und Fertigkeiten nachgewiesen sind.

Zitat aus ‘Die Erteilung einer Ausnahmebewilligung nach §8 Handwerksordnung’

Ich möchte an dieser Stelle folgendes betonen:
Konditorenmeister haben ihren Titel, weil sie drei Jahre lang eine Ausbildung mit allen Finessen durchlaufen und im Anschluss eine Meisterprüfung abgelegt haben und ich erkenne das mehr als an! Es soll hier nicht darum gehen, Konditoreien die Arbeit weg zu nehmen, ohne diesen Weg selbst genügen zu sein.
Es absolut nachvollziehbar und nur fair, dass auch als Quereinsteiger ein gewisser Aufwand (auch finanziell) auch sich genommen werden MUSS, wenn man als Quereinsteiger im Konditoren Bereich Fuss fassen möchte.

Ausnahmebewilligung – meine Erfahrungen

Wenn du dich im Konditorenhandwerk als Quereinsteiger selbstständig machen möchtest, habe ich dir hier ein paar meiner Erfahrungswerte zusammen getragen. Kontaktiere die für dich zuständige Handwerkskammer und lass dich über deine Möglichkeiten und die Vorgaben informieren. Bei mir war die zuständige HWK die Handwerkskammer Mannheim, also Baden-Württemberg.

  1. Kontaktiert die für dich  zuständige Handwerkskammer und meldet an, dass ihr eine Ausnahmebewilligung im Bereich X benötigt. Ich wurde damals kurz darauf von dem für mich zuständigen Prüfer kontaktiert um ein erstes Gespräch zu vereinbaren. Er gibt euch dann alle nötigen Infos zum Ablauf der Prüfung.
  2. Auf die Prüfung musst du dich komplett selbst vorbereiten. Es gibt einen Termin für die theoretische schriftliche und einen für die praktische Prüfung der wahrscheinlich vorgegeben wird. Ich konnte ihn damals 2010 noch selbst festlegen, habe aber inzwischen informationen, dass es feste Termine gibt.

Ich habe mir meine komplette Vorbereitungszeit für die Theorie eingeplant, im praktischen Teil war ich durch die viele Übung schon bestens vorbereitet. Für die Theorie gibt es gute Fachbücher, die Lehrlinge in ihrer Ausbildung zum Konditor nutzen. Überwiegend habe ich mit diesen beiden Büchern gearbeitet:

Konditor/Konditorin Prüfungswissen handlungsorientiert von Hans Hager & Josef Loderbauer
Das Konditorbuch von Josef LoderbauerAls Ergänzung habe ich mir noch diese hier angeschafft:
Der Junge Konditor Band 1 von Egon Schild
Der Junge Konditor Band 2 von Egon Schild

Die zu lernenden Kapitel erschließt ihr euch am besten logisch. Mit welchen Rohstoffen arbeitet ihr? Wisst ihr schon alles, was in den Kapiteln Nährstoffe, Hygiene etc beschrieben ist? Für mich war es beispielsweise irrelevant etwas über Hefe oder Teige zu lernen. Dafür gehörten unter anderem Milchprodukte und Kakao zu meinen Kapiteln.

  1. Bestandteil meiner Prüfung war auch die Teilnahme an einem Existenzgründer Seminar.
  2. Nach der Prüfung müsst ihr euch noch in die Handwerksrolle eintragen lassen und könnt starten.

Kosten für die Ausnahmebewilligung

Natürlich ist die Prüfung und all die Bürokratie die daran hängt mit Kosten für die Handwerkskammer verbunden die auf den Prüfling umgelegt werden. Ich kam schlussendlich auf rund 1800 EUR bis ich in die Rolle eingetragen war.

Kann sein, dass du jetzt die Hände über dem Kopf zusammen schlägst und denkst ‚Das ist ja super teuer und ein mega Akt und laufende Kosten für die Kammerbeiträge habe ich auch noch und …!‘

Du kannst alternativ dazu natürlich auch einen Konditormeister suchen der für dich die Hand ins Feuer legt und für deine Fähigkeiten bürgt, wie für einen Mitarbeiter sozusagen. Aber will man das? Und findet man so jemanden? Wie ernst ist es dir denn mit dem was du vorhast? Willst du das nur eine Weile machen, um die Kosten für dein Hobby wieder reinzuholen? Oder möchtest du professionell arbeiten und gründen? Dann sind die Kosten für eine Ausnahmebewilligung im Vergleich zum zeitlichen und finanziellen Aufwand einer weiteren Ausbildung (je nach Alter natürlich) absolut human!

Wie schon erwähnt, es ist Meistern gegenüber, die eine dreijährige Ausbildung gemacht und dann noch einen Meister drangehängt haben gegenüber nicht nur mehr als Fair, dass anderen dasselbe in angemessener Weise abverlangt wird. Wieso sollte denn der Quereinsteiger auch anders behandelt werden als der Geselle?

Solltest du weitere Beratung benötigen, wende dich an deine zuständige Handwerkskammer.

Hast du generell Interesse an der Thematik Pralinen und Schokolade, findest du hier Angebote zu meinen Kursen & Coachings, ua für Prüfungsvorbereitung Asunahmebewilligung im Bereich Confiserie.

Süsse Schokoladengrüsse, Sandra

5 Comments

  • Reply
    K. Barron
    18. Oktober 2020 at 7:43

    Thank you so much for this article. I have been looking for a way to start a cake business and was heart broken when i heard i had to have learned Konditor. I have not yet been able to find any hint of Info on how to go about it elsewhere. Thank you for writing about this!

  • Reply
    Bazla
    17. März 2023 at 15:50

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Das macht mir viel Mut, die Ausnahmebewilligung zu machen. :)

  • Reply
    Bettina Eggers
    15. März 2024 at 17:39

    Hallo Sandra,
    dein Bericht ist sehr informativ. Vielen lieben Dank!!!

  • Reply
    Gina Bonse
    5. April 2024 at 17:15

    Hallo Sandra, danke für den aufschlussreichen Artikel! Ich bin gelernte Konditorin und mache gerade meinen Meister. Teil III und IV habe ich bereits abgelegt, Teil I und II folgen im Herbst. Nun bietet sich mir aber die Gelegenheit eine Schokoladenmarke zu übernehmen. Dafür muss ich mich dieses Jahr noch selbstständig lassen und dafür brauche ich an sich noch eine befristete Ausnahmebewilligung und muss die Prüfung ablegen. Wie läuft der praktische Teil ab, bekommt man irgendeine Hausnummer was dran kommt, kommt man da hin, bekommt Rezepte und Zeit und muss loslegen? Wie läuft das? Ich wäre unfassbar dankbar für Rückmeldung! Liebe Grüße, Gina

    • Reply
      Sandra
      6. April 2024 at 11:27

      Hallo Gina, wenn ich das richtig rauslese, hast du dich zum Ablauf schon mit der HWK abgesprochen. Man bekommt idR vorher eine Übersicht was man in Zeit X fertigen soll, so war es bei mir und auch von anderen Prüflingen habe ich das schon so gehört. Ich wünsch dir viel Erfolg! Liebe Grüße, Sandra

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